1. August 2016

Bundesfeier 1. August 2016, Sissacherfluh

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, liebe Ehrendamen, geschätzte Gäste

Der 1. August ist für mich ein besonderes Datum. Nicht nur wegen dem Nationalfeiertag. Meine Frau und ich haben an einem 1. August geheiratet – das hat den gewaltigen Vorteil, dass ich den Hochzeitstag nie vergesse, denn spätestens, wenn das Feuerwerk losgeht kommt es mir wieder in den Sinn…

Die Unternehmenssteuerreform III, der Brexit und seine Folgen, der Putschversuch in der Türkei; die Gesundheitsfinanzierung, der Euromindestkurs, die Steuererklärung oder die Nutzungsbedingungen für die neuste Version einer App auf unserem Smartphone, oder neuerdings Pokémon Go – ich hoffe doch, dass Sie nicht wegen Pikachu, Glurak & Co hier sind: irgendwie sehr kompliziert, das alles!

Doch auch wenn alles immer komplizierter wird, bin ich tief davon überzeugt: Das Einfache wird Bestand haben.

Auch im politischen Prozess ist es doch eigentlich ganz einfach: Es gilt, ja oder nein zu sagen! Nicht jein, nicht vielleicht, nicht ja aber.  Ja oder nein. Es geht darum, dass wir uns informiert haben und  letztlich überzeugt sind, von dem, was wir sagen, ja oder nein. Wir werden nie 100 Prozent sicher sein, ob wir nun richtig entschieden haben.

Doch: Wenn wir Verstand und Gefühl, Kopf und Herz, einsetzen stimmt es. Nach bestem Wissen und Gewissen. Ganz einfach!

Vereinfachen bedeutet auch weglassen, verzichten, neu ordnen oder die Spielregeln ändern, wie etwa beim Ersatz von Verkehrsampeln durch Kreisel. Egal, ob es darum geht, einen Autoreifen zu wechseln, eine Krawatte zu binden, richtig zu küssen oder ein Kind auf die Welt zu bringen: Ein «how to»-Video – „gewusst wie“ – gibt es zu fast allen kleinen und grossen Problemen des Alltags. Eine Suchanfrage mit den Worten «how to» ergibt bei Google über 700 Millionen Treffer, Tendenz klar steigend.

Es ist eine interessante, auf den ersten Blick paradoxe Entwicklung: Während die Welt immer komplizierter wird, nimmt der Wunsch nach Einfachheit zu. Dabei ist es eigentlich logisch: Zu viele Informationen, zu viele Angebote, zu viel Interaktion, zu viel Reporting und Controlling, zu viele Möglichkeiten… Die Komplexität explodiert, und wir verstehen immer weniger, was um uns herum passiert. Längst ist erwiesen, dass wir ein Übermass an Information als Belastung empfinden. Es wächst der Wunsch nach Einfachheit, denn: Das Einfache wird Bestand haben.

Auch wenn alles immer globaler wird: Die kleinen Sachen machen Freude.

Die herrliche Luft an einem schönen Sommermorgen, die freie Sicht auf die Alpenkette an einem schönen Herbsttag, der Geschmack eines selbstgebackenen Brotes, ein Eichhörnchen, das einem über den Spazierweg läuft und dann vom Baum herunterblinzelt, eine Blüte am Wegrand, der Biss in einen feinen Apfel, ein Kind, das einen einfach so anlacht.

Wir können das Grosse nur gut mitgestalten, wenn wir uns am Kleinen freuen können.

Natürlich, am 1. August geht es immer auch ums grosse Ganze, um unser Land, seine Geschichte und seine Zukunft. Das Geheimnis der Schweiz und ihrer Kantone liegt doch gerade darin, dass sie keine Grossmacht ist, dass sie immer überschaubar und kleinräumig war. Man kennt sich und weiss, wo man zu Hause ist.

Haben Sie gewusst, dass im Baselbiet mit seinen rund 280‘000 Einwohnern etwa gleich viele Leute leben wie in den Städten Karlsruhe, Wiesbaden, oder Gelsenkirchen; wie in Nantes, Strassburg oder Montpellier oder auch wie in Graz, wie in Catania, Verona oder Venedig? Das sind doch schöne Vergleiche, oder? Städte, die weltbekannt sind, und doch global gesehen klein, so klein, dass man den Überblick behalten kann und sich noch kennt und so gross, dass man nicht auf sie verzichten kann. Das ist und bleibt auch bei uns so, und das ist gut.

Auch wenn alles immer digitaler wird: Das direkte Gespräch von Mensch zu Mensch wird nie zu ersetzen sein. Und auch das ist gut so. Unsere elektronischen Hilfsmittel sind praktisch und nützlich, doch sie bleiben seelenlose Technik. Wir Menschen brauchen den direkten Kontakt unter einander, wir funktionieren nur miteinander, im direkten Austausch.

Vielleicht gibt es ja ein 1. August-App, mit dem man sich heute allein in der Stube beschäftigen könnte? Sie alle sind der beste Beweis, dass uns der persönliche Kontakt mehr bringt! Zusammen am gleichen Ort den Abend geniessen, unser Land und unsere Heimat sehen, hören, riechen und fühlen, auf das kommt es an, auf das freuen wir uns jedes Jahr von Neuem.

Auch wenn Konfrontation und Krach medienwirksamer sind: Der politische Erfolg wächst aus dem konstruktiven Zusammenarbeiten über Partei- und Gebietsgrenzen hinweg, aus dem Zusammenstehen für eine gemeinsame Sache. Der Erfolg nicht nur eines politischen Vorhabens, sondern aller Projekte, entsteht aus einer sauberen Analyse, aus dem fairen Ringen um die beste Lösung, aus dem Respektieren der anderen Meinung und schliesslich aus dem Entscheiden mit Kopf und Herz.

So ist die Schweiz mit Ihren Kantonen entstanden und so hat sie eine Zukunft in Sicherheit und Freiheit!

Stossen wir also an:

  • auf das Einfache,
  • auf die kleinen Sachen im Leben,
  • auf das Gespräch
  • und auf das Zusammenstehen!
Thomas Weber, Bundesfeier 1. August 2016, Sissacherfluh
Thomas Weber, Bundesfeier 1. August 2016, Sissacherfluh

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